Dienstag, 12. Juni 2018

Todesangst für Anfänger


Sonntag, 10.06.2018     Berlin - Bredereiche                67 KM                 Gesamt: 1.707 KM

Die holprige Fahrt aus der Stadt mit dem Rad schenke ich mir, setze mich stattdessen in die S-Bahn und fahre bis nach Oranienburg.
Ein toller Radweg an der Havel entlang erwartet mich. Frohen Mutes mache ich mich auf den Weg und erfreue mich an dem Vogelgezwitscher mit ostdeutschem Akzent, nicht ahnend, dass ich heute noch Todesängste ausstehen muss.
Es ist schwülheiß, aber meistens geht’s durch den Wald, so dass es erträglich ist. Leider ziehen immer mehr Gewitterwolken auf. Als es anfängt leicht zur regnen, mache ich an einem schönen Biergarten mit Kanu-Verleih und Zimmervermietung Pause. Ich überlege mir noch kurz hier doch gleich ein Zimmer zu nehmen, aber es ist erst 14 Uhr und das Radfahren macht Spaß heute.

Der Regen hört auf, die Wolken sind zwar noch da, aber das ganze sieht nicht bedrohlich aus. Doch eine halbe Stunde später setzt der Regen wieder ein und Donnergrollen ist zu hören.
Es kommt mir eine Bauernregel in den Sinn. Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen. Also suche ich die Buchen. Aber haben hier Buchen was zu suchen? Es sind wohl eher Eichen, die hier nicht von der Stelle weichen.
An einer Bushaltestelle stelle ich mich unter, um meine Regenjacke anzuziehen. Es wird ein längerer Aufenthalt. Das Gewitter ist plötzlich da.  So laut und so bedrohlich, dass ich mir die Ohren zu halte, weil die Blitze und der sofortige ohrenbetäubende Donner mich ständig zu Tode erschrecken. Ein heftiger Platzregen setzt ein.
Ich schaue mich um, ein hoher Baum 50 Meter auf der rechten Seite, einer 100 Meter auf der linken und einer 20 Meter hinter mir. Gegenüber steht ein hohes Haus mit einem Gerüst an der Seite, ich rede mir also ein, dass die Blitze bevor sie an der Bushaltestelle einschlagen abgefangen werden. Schiss hatte ich jedoch nicht, etwas Todesangst vielleicht.

Nach einer unendlich langen Zeit ist das Gewitter durch, der Regen hört auf, die Sonne kommt zum Vorschein, als ob nichts gewesen wäre. Als ich gerade losfahren will, ertönt die Sirene des Dorfes, so laut, dass ich nochmal zusammenzucke. Ich warte lieber noch etwas an meinem Zufluchtsort.
Zehn Minuten später radle ich wieder weiter mit dem Entschluss die nächste Unterkunftsmöglichkeit sofort zu nehmen.
Als ich um die Ecke biege sehe ich, weshalb die Sirene ertönte. Ein Blitz hat in ein Windrad eingeschlagen. Es brennt an der Spitze und eine schwarze Rauchwolke steigt in den Himmel.

Ich muss dann noch ca. 10 Kilometer fahren, um endlich ein freies, wenn auch etwas schmuddeliges Zimmer zu ergattert.




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