Dienstag, 5. Juni 2018

auf dem Elberadweg


Montag, 04.06.2018                Wittenberg – Magdeburg   110 KM                 Gesamt: 1.438 KM

Heute habe ich viele Kilometer vor mir bis Magdeburg, also bin ich schon etwas früher dran. Um halb neun fahre ich stadtauswärts den Elberadweg entlang.
Die ersten 20 Kilometer ist die Strecke sehr unspektakulär, es gibt nichts Besonderes zu sehen, die Elbe ist hinter dem Deich, Ortschaften gibt es keine, Menschen oder Tiere auch nicht und die Felder und Wiesen zeigen keine Wirkung.
Doch dann komme ich durch das schöne Städtchen Wörlitz und so langsam erwachen die Lebensgeister. Nicht umsonst gehört das Gartenreich Dessau-Wörlitz zum Unesco Weltkulturerbe. Der Radweg führt hier mitten durch die „geordnete Wildnis“ des Sieglitzer Waldes.
Ein Fehler war heute das orangene Trikot anzuziehen. Anscheinend ein beliebter Landeplatz der hiesigen Insektenwelt.
In einer Gartenwirtschaft mache ich eine Pause und gerade als ich gehen will treffe ich auf die zwei Tourenradler von gestern. Das Rad des einen Bochumers wurde in Wittenberg problemlos und prompt repariert, so dass auch die beiden ihr Etappenziel Magdeburg heute erreichen können. Ich bleibe noch eine halbe Stunde sitzen, muss mich dann aber verabschieden, sonst wird das nichts mehr mit dem Ankommen heute. Wir gehen davon aus, dass die beiden mich wieder irgendwann einholen, aber sie waren nicht mehr gesehen.
Insgesamt drei Mal werde ich heute auf die jeweils andere Elbeseite gelotst und jedes Mal darf ich mit der Fähre übersetzen. So kann man natürlich auch die hiesige Infrastruktur unterstützen und den Elberadweg einfach mal rechts und dann wieder mal links weiterführen.
Gegen Nachmittag kommt mir aus dem Wald eine Truppe mit 4 älteren Ebikern entgegen, die der Reihe nach den schmalen Weg fahren. Plötzlich sehe ich, wie die letzte Fahrerin der Truppe mit dem Rad umkippt. Die anderen drei bemerken das gar nicht und fahren erstmal weiter.
Ich stelle mein Rad ab und laufe zu ihr rüber, die Brennnesseln, durch die ich laufe merke ich in dem Moment nicht. Die Frau ist unter dem schweren Ebike begraben und kann es nicht alleine heben. Ich helfe ihr, es ist ihr nichts passiert und auch das Rad hat nichts abbekommen. Nach einer Weile kommt dann auch die Vorhut zurück und fragt was los ist.
Wieder an den Brennnesseln vorbei gehe ich zu meinem Rad und fahre weiter. Plötzlich fängt es heftig an zu brennen an den Beinen, was aber dann nach einer Weile auch wieder aufhört. Es ist ein schönes Gefühl helfen zu können, in Gedanken schmücke ich die Geschichte etwas aus, bin Held und Lebensretter, Spider-, Iron-, Superman. Dass ich am Abend denke, wäre ich lieber weitergefahren, ist eine andere Geschichte. Erst beim Duschen bemerke ich, dass meine Beine voller Pusteln sind und es fängt an höllisch zu jucken. Nicht kratzen, sagt man den Kindern immer. Aber ich bin ja schon über 50.
Meine Unterkunft für heute, die Jugendherberge, liegt mitten im Zentrum. Ein optimaler Ausgangspunkt um morgen die unbekannte Stadt Magdeburg zu entdecken.












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