Montag, 04.06.2018 Wittenberg – Magdeburg 110 KM Gesamt: 1.438 KM
Heute habe ich viele Kilometer vor mir bis Magdeburg, also
bin ich schon etwas früher dran. Um halb neun fahre ich stadtauswärts den
Elberadweg entlang.
Die ersten 20 Kilometer ist die Strecke sehr unspektakulär,
es gibt nichts Besonderes zu sehen, die Elbe ist hinter dem Deich, Ortschaften gibt
es keine, Menschen oder Tiere auch nicht und die Felder und Wiesen zeigen keine
Wirkung.
Doch dann komme ich durch das schöne Städtchen Wörlitz und so langsam
erwachen die Lebensgeister. Nicht umsonst gehört das Gartenreich Dessau-Wörlitz
zum Unesco Weltkulturerbe. Der Radweg führt hier mitten durch die „geordnete
Wildnis“ des Sieglitzer Waldes.
Ein Fehler war heute das orangene Trikot
anzuziehen. Anscheinend ein beliebter Landeplatz der hiesigen Insektenwelt.
In einer
Gartenwirtschaft mache ich eine Pause und gerade als ich gehen will treffe ich
auf die zwei Tourenradler von gestern. Das Rad des einen Bochumers wurde in Wittenberg problemlos
und prompt repariert, so dass auch die beiden ihr Etappenziel Magdeburg heute
erreichen können. Ich bleibe noch eine halbe Stunde sitzen, muss mich dann aber
verabschieden, sonst wird das nichts mehr mit dem Ankommen heute. Wir gehen
davon aus, dass die beiden mich wieder irgendwann einholen, aber sie waren
nicht mehr gesehen.
Insgesamt drei Mal werde ich heute auf die jeweils andere Elbeseite
gelotst und jedes Mal darf ich mit der Fähre übersetzen. So kann man natürlich
auch die hiesige Infrastruktur unterstützen und den Elberadweg einfach mal
rechts und dann wieder mal links weiterführen.
Gegen Nachmittag kommt mir aus dem
Wald eine Truppe mit 4 älteren Ebikern entgegen, die der Reihe nach den schmalen Weg
fahren. Plötzlich sehe ich, wie die letzte Fahrerin der Truppe mit dem Rad
umkippt. Die anderen drei bemerken das gar nicht und fahren erstmal weiter.
Ich
stelle mein Rad ab und laufe zu ihr rüber, die Brennnesseln, durch die ich
laufe merke ich in dem Moment nicht. Die Frau ist unter dem schweren Ebike begraben
und kann es nicht alleine heben. Ich helfe ihr, es ist ihr nichts passiert und
auch das Rad hat nichts abbekommen. Nach einer Weile kommt dann auch die Vorhut
zurück und fragt was los ist.
Wieder an den Brennnesseln vorbei gehe ich zu
meinem Rad und fahre weiter. Plötzlich fängt es heftig an zu brennen an den Beinen,
was aber dann nach einer Weile auch wieder aufhört. Es ist ein schönes Gefühl
helfen zu können, in Gedanken schmücke ich die Geschichte etwas aus, bin Held
und Lebensretter, Spider-, Iron-, Superman. Dass ich am Abend denke, wäre ich
lieber weitergefahren, ist eine andere Geschichte. Erst beim Duschen bemerke
ich, dass meine Beine voller Pusteln sind und es fängt an höllisch zu jucken. Nicht
kratzen, sagt man den Kindern immer. Aber ich bin ja schon über 50.
Meine
Unterkunft für heute, die Jugendherberge, liegt mitten im Zentrum. Ein optimaler
Ausgangspunkt um morgen die unbekannte Stadt Magdeburg zu entdecken.
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