Sonntag, 03.06.2018 Belgern – Wittenberg 87 KM Gesamt: 1.327 KM
Der Tourenplan nach Wittenberg weist 80 Kilometer aus.
Höhenmeter: 5. Also lasse ich es heute erstmal ganz langsam angehen.
Im Frühstücksraum
treffe ich auf eine lustige Radlertruppe, die allerdings in umgekehrter Richtung
fahren. Schade, denen hätte ich mich heute gerne etwas angeschlossen.
Stattdessen
treffe ich auf der Strecke auf zwei Ebiker, die von Prag nach Cuxhaven fahren.
Wir fahren eine halbe Stunde zusammen, dann muss ich sie allerdings ziehen
lassen, sie haben den Turbogang geschaltet und ich muss gegen den Wind ankämpfen.
Abends treffe ich sie dann in Wittenberg wieder. Leider haben sie eine Panne am
Rad und müssen morgen erstmal eine Werkstatt suchen, immer sehr unangenehm so
etwas.
Schon 70 Kilometer vorher wird Wittenberg angekündigt, alle drei, vier
Kilometer kommt das nächste Schild. Noch 68, noch 65, noch 62. Das nervt mich
etwas, ich möchte heute nicht ans ankommen denken, sondern einfach die Fahrt
genießen.
Ich nehme die Gelegenheit wahr und wechsle mit einer Fähre auf die
andere Seite der Elbe, mal sehen wie es da drüben aussieht und außerdem fahre ich
so gerne Fähre. Ich bin der einzige Fahrgast, der auf diese Seite wechselt, die
Fahrt dauert eine Minute, hätte ich auch schwimmen können.
Und tatsächlich zeigt sich hier ein vollkommen
anderes Bild. Sage und schreibe 20 Kilometer fahre ich, ohne einen Menschen,
geschweige denn eine Ortschaft zu sehen. Nur Felder, Wiesen, Bäume und ein
wunderschöner See, der zum Baden einladen würde, wäre es etwas wärmer.
Obwohl
der Elberadweg auf beiden Seiten verläuft, fährt hier außer mir niemand, dabei ist es so schön hier. Um 12 würde ich gerne eine Mittagspause machen und eine
Kleinigkeit essen, aber es bietet sich erst nach einer ganzen Weile eine
Gelegenheit in einer alten Burg, mit einem sehr schönen Innenhof und einer zum
Museum umfunktionierten Scheune. Hier sind nun plötzlich auch einige Radler versammelt.
Ich hätte locker zwei Stunden in der Scheune verbringen können, so viele Sachen
aus DDR-Zeiten und den Zeiten vorher wurden hier zusammengetragen, inklusive
einem kompletten Klassenzimmer aus den 50igern. Im Keller der Burg ist eine
Folterkammer zu finden mit Anleitungen und Gebührenordnung, also waren auch damals schon Buchhalter wichtige Leute.
Der Wind hat sich nun gelegt und die
nächsten 30 Kilometer sind sehr schnell gefahren. Auch Wittenberg ist mir durch
einen Kurztrip in den Osten letztes Jahr mit meiner Frau schon vertraut. Da
waren die Verschönerungsarbeiten zum 500.Lutherjubiläum noch in vollem Gange.
Nun
strotzt die Stadt nur so vor Schönheit, alles neu, alles sauber, freies Wlan in
der ganzen Stadt und natürlich sehr viele Touristen, bestimmt mehr als
Einheimische.
Die Jugendherberge liegt mitten im Zentrum in einem historischen
Gebäude und das Zimmer hat durchaus Hotel-Niveau, bis auf zwei Unterschiede. Es
gibt keinen Fernseher auf dem Zimmer und man muss das Bett selbst überziehen,
da sind sie anscheinend sehr konsequent. Mit 36 Euro für die Übernachtung inklusive
Frühstück ist das jedoch ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis für diese Lage.
Morgen möchte ich in Magdeburg sein, das sind etwas über 100 Kilometer.
Allerdings habe ich mir heute irgendwie den Hintern etwas wund gefahren, also
hoffentlich wird es nicht zu schmerzhaft.
Während ich hier in der Stadt sitze und schreibe mache ich mir Gedanken über Magdeburg und es passiert nichts. Ich habe keinerlei Vorstellung oder Erwartung von Magdeburg. Würde irgendjemand auf die Idee kommen mal einen Städtetrip nach Magdeburg zu machen? War da schon jemals jemand? Was kann Magdeburg? Oder ist Magdeburg das ostdeutsche Pendant zu Bielefeld im Westen, vielleicht gibt es Magdeburg ja gar nicht? Ich bin sehr gespannt.
Bilder folgen...
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