Freitag, 25. Mai 2018

gefährlicher Trip nach Erfurt


Donnerstag, 24.05.2018       Masserberg – Erfurt    68 KM            Gesamt: 875 KM

Es schüttet. Regen ohne Ende. Es sind zwar nur 65 Kilometer bis Erfurt, aber irgendwann muss ich halt los. Als ich um zehn Uhr aufs Rad steige, nieselt es nur noch und ich bin guter Dinge.
Der Rennsteigradweg ist hier dem Wanderweg gleichgesetzt, das heißt es ist kein Weg sondern ein Pfad. Durch den starken Regen die ganze Nacht ist er mit dem Rad kaum befahrbar, also weiche ich auf die Landstraße aus. Es ist zwar wenig Verkehr, aber die doch ab und zu vorbeifahrenden Autos machen mir etwas Angst.
Den Blick ständig nach hinten gerichtet, halte ich ab und zu an und lasse die Fahrzeuge vorbeifahren. Bei Gegenverkehr auf der kurvenreichen Strecke wird es mitunter ganz schön eng. Ich muss an meinen zwei Häuser weiter wohnenden Nachbarn Theo denken, seines Zeichens Künstler, Radprofi und Tüftler. Er hat sich an seinen Fahrradhelm, den ich heute sicherheitshalber auch trage, einen Zahnarztspiegel drangebastelt und hat somit einen perfekten Rückspiegel. Das könnte ich heute auch gut gebrauchen.
Es setzt nun wieder heftiger Regen ein, das Fahren ist anstrengend. Die Brille ist mit Tropfen übersäht, so dass mein Blickfeld eingeschränkt ist. Bergauf müssen die Autos stark abbremsen, wenn sie mich nicht gleich überholen können, bergab ist es anstrengend das Rad bei dem Starkregen unter Kontrolle zu halten, die Bremsen greifen nicht optimal, überholende Autos geben mir einen Windschub.
Immer wieder halte ich an. Für jede kleine Ortschaft bin ich dankbar, weil die Autos da nur fünfzig oder dreißig fahren dürfen. Zwischen Neustadt am Rennsteig und Möhrenbach steigt es an und es kommt zu dem starken Regen nun noch starker Nebel. 


Entgegenkommende Fahrzeuge kann ich trotz Licht erst kurz vorher erkennen, das macht keinen Sinn, das ist zu gefährlich auf der Straße. Ich versuche nochmal mein Glück auf dem Wanderpfad, aber ständig rutscht mir das Vorderrad weg, es bleibt mir nichts anderes übrig als zu schieben. Das macht keinen Spaß heute.
Der Regen bleibt, der Nebel bleibt, aber ich komme nun auf eine Fahrradstraße, es geht kilometerweit im Wald auf geteertem Weg leicht bergab. Keine Autos, Stille kehrt wieder ein, die Laune steigt merklich. So könnte es meinetwegen weitergehen bis Erfurt, doch leider kommt es anders, ich muss zurück auf die Landstraße und nun ist kein begleitender Weg mehr auf der Seite, weder ein Fahrradweg noch ein Wanderweg. Und der Verkehr nimmt zu.
Die verschiedenen Ortschaften liegen zwei bis vier Kilometer auseinander. Ich schaue nach hinten, kommt kein Auto gebe ich Vollgas, immer wieder den Blick nach hinten, anhalten, erschrecken, wenn ich es nicht habe kommen sehen oder hören. Zum Glück hat sich der Nebel gelegt, es ist zumindest freie Sicht. In einer kleinen Ortschaft halte ich an, stelle mich unter einem Vordach unter, vollkommen durchnässt. Auf der Hauptstraße ziehe ich mich um und tausche meine nassen gegen trockene Klamotten, die vorbeifahrenden Autos und die Blicke auf meinen nackten Oberkörper sind mir in dem Moment ziemlich egal. 
Es geht noch einige Kilometer stressig weiter bis ich nach Arnstadt komme, 20 Kilometer vor Erfurt. An einer Bushaltestelle wechsle ich nun auch die Socken und die Schuhe, ein sehr angenehmes Gefühl, wieder mit trockenen Füßen zu fahren.
Ein herrlicher Waldweg, mit besonderen Bäumen und einem ganz besonderen Duft führt entlang der Gera in Richtung Erfurt.


Ich entspanne wieder und komme glücklich bei meiner heutigen Unterkunft an, der Jugendherberge. Das gebuchte Einzelzimmer ist im Grunde ein Dreibettzimmer, mit Dusche und WC. Ich fühle mich erinnert an Bundeswehrzeiten. Kein Bild an der Wand, die Betten, ein Tisch, ein Stuhl und das wars. Bettzeug habe ich erhalten, überziehen darf ich selbst, alles kein Problem, aber günstig ist es jedoch deswegen auch nicht. Für 10 Euro mehr erhalte ich schon ein schönes Zimmer in einem Hotel oder einer Pension.
Allerdings bei geplant 60 Tagen machen sich 10 Euro mehr oder weniger pro Übernachtung in der Urlaubskasse schon bemerkbar. Ich werde weiterhin darauf achten, dass ich mein Budget nicht überschreite und versuchen günstig zu übernachten, jedoch auch mit dem Komfort, den ich mir für meinen Urlaub zuspreche. Geschlafen habe ich gut, das Frühstück war auch soweit ok.

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