Dienstag, 22.05.2018
Nürnberg – Seßlach 106 KM Gesamt: 746 KM
Heute ist mal wieder schönstes Thomas Radlerwetter und ich
fahre gut gelaunt aus Nürnberg in Richtung Bamberg. In Nürnberg und zuvor auch
in München hat sich viel getan, damit die Radfahrer sicherer in der Stadt unterwegs
sein können. Es gibt viele Radwege, die getrennt sind von den Autos und den
Fußgängern.
An der Pegnitz und an der Regnitz entlang verläuft die wunderschöne
Route über Fürth nach Erlangen, um dort auf den Main-Donau-Kanal zu
treffen. Wir haben ja gestern gelernt, dass der Kanal bis Bamberg führt. Ach du
meine Güte, was mir gestern schon nach 10 Kilometern zu viel wurde, habe ich jetzt fast 50 Kilometer vor mir.
Da brauche ich heute etwas Ablenkung und stecke mir die Kopfhörer ins Ohr und lasse
mich vom Beat der 80er vorwärts treiben.
Mittags um halb zwei bin ich dann in Bamberg
und möchte in der Altstadt erstmal einen Kaffee trinken. Langsam auf dem
wirklich breiten Gehweg fahrend versuche ich mich zu orientieren. Da ruft von
der Fahrbahn ein Ordnungshüter auf dem Rad zu mir rüber: „a bissl älter als 10
bist aber schon, odda ?“ Ich fahre runter vom Gehweg und an der nächsten Ampel
stehe ich neben dem Sheriff. „Da unten ist der Fernradweg“ meint er zu mir und
ich merke, dass er mich aus seiner Stadt haben möchte. „Nein ich möchte in die
Altstadt“ erwidere ich und schweigend fahren wir beide links rum zur
Fußgängerzone. Im nächsten Saloon genehmige ich mir eine Flasche Whisky und
überlege mir, was zu tun ist. Auch der Hilfssheriff ist mittlerweile
eingetroffen und Blei liegt in der Luft. Aber ich habe eine Mission zu erfüllen,
lasse den Colt im Gürtel und reite weiter gen Norden.
Langsam und gemächlich fahre ich heute noch 40 Kilometer
weiter, um mir den notwendigen Puffer für das Kommende herauszufahren. Der
Rennsteig, ich muss über den Kamm des Thüringer Waldes, der Alp d´Huez meiner
Tour.
Am Freitag muss ich in Erfurt sein, weil ich abends meine Reise unterbreche,
mit dem Zug zurück fahre und an den Feierlichkeiten des 80. Geburtstages meines
Papis teilnehme. Am Montag geht’s dann wieder mit dem Zug nach Erfurt zu meinem
wartenden Rad.
So sitze ich nun also in dem wunderschönen Mittelalterstädtchen
Seßlach und plane meine weitere Vorgehensweise. Bis zum höchsten Punkt, ca. 800
m über NN, sind es 70 Kilometer. Wenn ich das morgen schaffen würde, könnte ich
am Donnerstag ganz locker nach Erfurt, der dritten Hauptstadt fahren, mir gemütlich
die Stadt ansehen und am Freitag mit der Bahn in Richtung Heimat fahren.
Mittlerweile
kann ich das Höhenprofil ganz gut lesen und die zu bewältigen Höhenmeter richtig
einschätzen. Also es wird hart werden. Viele DeutschlandHauptstädteTourenRadler
sind daran gescheitert und haben sich seither nie wieder auf ein Fahrrad gesetzt
oder sind Ebiker geworden. Natürlich kann ich auch schieben, aber das macht es
mit dem Gepäck nicht einfacher. Oder ich kann morgen nur 40 KM fahren und dafür
am Donnerstag mehr, aber ganz egal, ich muss da irgendwie und irgendwann hoch
und dafür brauche ich eure Unterstützung.
Helft mir, denkt an mich, schiebt
mich an, gebt mir etwas Rückenwind, puscht mich, feuert mich an, schreit mich
an, tretet mir in den Hintern,
aber bitte nicht übertreiben.
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