Montag, 09.07.2018 Saarbrücken – Lemberg 75 KM
Gesamt: 3.385 KM
Die letzten 170 KM könnte ich eigentlich doch auch am Stück
fahren, nochmals einen Streckenrekord aufstellen zum Abschluss. Als ich mir
jedoch das Höhenprofil anschaue verwerfe ich den Gedanken wieder. Vor Pirmasens
geht es nochmal heftig den Berg hoch und dann wären es immer noch 100 Kilometer,
das schaffe ich nicht und das muss ja auch nicht sein, lieber lasse ich die Tour langsam ausklingen.
Die ersten 40 Kilometer
muss ich die gleiche Strecke zurück, wie ich vorgestern schon her geradelt bin.
Da kommt es mir gar nicht so vor, als ob ich nach Hause fahre, eher dass ich mich
wieder entferne. Erst als ich in Zweibrücken ankomme, eine Pause mache und die Route
aktualisiere, wird mir bewusst, dass es jetzt schnurstracks nach Hause geht.
Die Freude auf daheim ist riesig.
Bevor der steile Anstieg kommt merke ich, dass
mein Rad etwas unruhig läuft, schon wieder der Gepäckträger denke ich, aber es
ist diesmal sehr wenig Luft im Hinterreifen. Ich pumpe ihn auf, ahne aber schon, dass
es damit nicht getan ist. Nach einigen Minuten ist die Luft wieder fast vollständig
entwichen.
Das Rad hat jetzt wohl echt keinen Bock mehr. Schrauben verschwinden,
Luft entweicht, das lässt den Verdacht auf Sabotage aufkommen.
Ein platter
Reifen ist ja grundsätzlich kein Problem, so habe ich doch einen Ersatzschlauch
und Reifenheber dabei. Zur Vorbereitung auf diese Situation habe ich auch im Vorfeld
ein YouTube-Reifenpannen-Workshop-Video angesehen, in maximal 10 Minuten müsste
das ganze erledigt sein.
Übrigens habe ich mich auch auf das Überfallszenario
intensiv vorbereitet und sämtliche Bruce Lee Filme angeschaut. Es wäre ja schon
fahrlässig gewesen diese Tour naiv zu starten.
Aber zurück zur Reifenpanne.
Eine gute halbe Stunde benötige ich bis das Fahrrad wieder einsatzbereit ist,
eine weitere halbe Stunde lasse ich mir Zeit mit dem Fahrrad zu reden. Und es
stellt sich heraus, dass es nicht darum geht, dass es keine Lust mehr hat, sondern
es hat Angst, dass es morgen Abend im Keller verschwindet und in Vergessenheit
gerät. Das wird jedoch nicht passieren, der Sommer hat erst begonnen und die Lust
am Radfahren habe ich nicht verloren, im Gegenteil, ich bin fitter denn je,
kann mir locker Tagestouren mit Höhenprofil und 100 Kilometer Entfernung vornehmen.
Lemberg liegt etwas abseits und ist wohl eher eine kleinere Ortschaft, aber zum
Glück ist die Pension ein Gasthaus mit Restaurantbetrieb. Ein letztes Mal alleine
Abendessen. Irgendwie ist nun alles ein letztes Mal.
Momentan überwiegt die
Freude auf zu Hause, aber bald schon werde ich mit Begeisterung auf meine 8-Wochen-Deutschlands-Hauptstädte-Tour
zurückblicken. Das kam auch heute schon immer mal wieder in meine Gedanken,
Erinnerungen an Wege, Orte und Begegnungen im Süden, im Osten, im Norden und im
Westen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen