Die zwei Damen waren allerdings gerade nicht anwesend.
Schade eigentlich. Der Wanderweg ist durchgehend markiert mit einer roten
Raute. Es dauert ca. 1 Stunde bis ich beim Wandern angekommen bin, meinen
Rhythmus gefunden habe und meinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Bis
Neuenbürg ist die Strecke flach, läuft an der Enz entlang, das Rauschen des
Flüsschens lässt einem zur Ruhe kommen, das monotone Geräusch der Tritte auf
dem Waldboden tut sein Übriges. Bei Neuenbürg gibt es im Wanderheim oder im
Schloß Möglichkeiten zur Einkehr, allerdings nutze ich diese nicht, esse meine
Brötchen und möchte gerne meinen Tritt beibehalten. Ich komme durch das
Städtchen, hole mir einen Kaffee zum Mitnehmen und wandere weiter. Nun geht es
steil bergauf, aber die Mühe lohnt sich, bei Straubenhardt an der Schwanner Warte ist die Aussicht grandios. Auch hier nutze ich die Gelegenheit nicht, eine
Pause zu machen, um die Landschaft zu genießen, der Spaßfaktor liegt heute
eindeutig an der Bewegung. Ich habe schon mehr als die Hälfte hinter mir und
bin kein bisschen müde. Mit schnellem Schritt geht’s vom Rand des Waldes in
diesen hinein, immer weiter der roten Raute folgend. Hin- und wieder kommen
Schilder mit Orts- und Kilometerangaben, verlaufen ist fast unmöglich. Doch
plötzlich kommt der Hinweis „Westweg – neue Streckenführung beachten“. Die rote
Raute bleibt zwar vorhanden, allerdings fehlt nun Dobel auf den Schildern. Ich
verlasse den Wald bei Dennach und komme auf einen Parkplatz, auch hier wieder
der Hinweis und kein Dobel auf den Schildern, mit der roten Raute. Auf den
Schildern mit der gelben Raute ist Dobel durchgestrichen. Was ist, wenn die
neue Streckenführung nun nicht durch Dobel läuft ? Dann irre ich womöglich
tagelang im schwarzen Wald umher. Ein Paar kommt lächelnd auf mich zu und fragt
ob ich Westwegwanderer bin und ob sie helfen können, hier stehen immer mal
wieder ratlose Wanderer unschlüssig herum. Sehr nett von den beiden. Sie sind
ortsansässig und erzählen mir, dass aufgrund des Baus einer Windkraftanlage die
Streckenführung geändert wurde. Ich muss einfach der roten Raute weiter folgen
und lande dann tatsächlich auch in einer Stunde in Dobel. Was nur noch eine
Stunde? Ich verlangsame mein Tempo, um die Wärme, frische Luft und die Natur das
letzte Stück noch etwas bewusster wahrzunehmen. An der Felsformation VolzemerSteine, verweile ich etwas und klettere an den großen Sandsteinen entlang. Bis
Dobel begleiten mich nun schöne Bilder und Sprüche auf dem Engelweg.
Der Weg führt aus dem Wald heraus, herrlicher Sonnenschein
erwartet mich. Ich bin in Dobel angekommen, bin 25 Kilometer gewandert und
bestens gelaunt. Mit der DB App erkundige ich mich nun nach
Rückfahrmöglichkeiten mit dem Bus. Der nächste fährt um 17:22 h und danach erst
um 19:22 h wieder. Es ist 17:18h. Ich eile durch den Ort um den Bus noch zu
erreichen, zu spät. Hätte ich nur das letzte Stück nicht so getrödelt, denke
ich mir. Aber egal ich habe einen Bärenhunger und werde gemütlich etwas Essen
gehen. Die Pizzeria Da Napoli um die Ecke hat geschlossen. Ich laufe dem
Hinweisschild Restaurant Talblick nach, komme an einer Kneipe vorbei, leider nur
Ausschank. Der Wirt sagt mir das Talblick hat sonntags Ruhetag, aber auf der
Hauptstraße gibt es die Linde und die Residenz. Also wieder zurück, so langsam
werde ich doch müde und es kommt leichte Ungeduld auf, was wohl dem Hunger
geschuldet ist. Die Linde macht Urlaub, aber ich sehe schon die Residenz.
Geschlossen steht am Eingang, aber davor sitzen Gäste und die Seitentür ist
offen. Ich trete ein, es sind vereinzelt Tische belegt, ich will Platz nehmen, da
kommt die Kellnerin auf mich zu gestürmt, „heute nicht mehr, heute war so viel
los, wir nehmen niemanden mehr an.“ Wie bitte ? Sie schmeißt mich tatsächlich
wieder hinaus. Draußen spreche ich zwei Frauen an, ob ich denn hier nirgendwo
etwas zum Essen bekommen könne, „doch doch“
sie zählen, die mir bereits bekannten Lokalitäten auf. Gegenüber ist ein
Bistro, da gibt es auch eine kleine Karte. Naja, für meinen großen Hunger
wird’s es wohl nicht reichen, aber besser als nichts. Aber auch hier ist die
kleine Karte bereits geplündert, es stehen noch zwei Stücke Käsekuchen zum
Verkauf. Also setzt sich mein Abendmenü aus zwei Stückchen schlechtem Kuchen
(niemand backt so guten Käsekuchen, als meine Frau), einem Kaffee und einem
Radler zusammen, sowie intensiver Schlagerbeschallung. Der beste Eindruck von Dobel, der mir bleibt ist, dass der Bus
dann pünktlich kommt, immerhin. Allerdings führte nun die Busroute nicht an meinen
Ausgangspunkt in Pforzheim, sondern ich muss in der Stadtmitte aussteigen und
noch zwei Kilometer bei Dunkelheit zu meinem Auto laufen, um dann endlich kurz vor 22 Uhr zu Hause anzukommen.
Alles in allem ein herrlicher Tag, mit etwas mehr Geschick,
hätte ich den ersten Bus bekommen und wäre pünktlich zum Tatort zu Hause
gewesen. Allerdings wäre meine Erzählung dann schon eine Seite früher geendet
und ich hätte nie die vielfältige kulinarische Seite von Dobel kennengelernt.
Wenn man den ganzen Westweg bis Basel hintereinander in
einer mehrtätigen Tour macht, finde ich die 1. Etappe als perfekten Einstieg.
Anfangs noch begleitet von Straßengeräuschen und relativ stark frequentiert,
taucht man langsam in die ruhigen Höhen des Schwarzwaldes ein.
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